Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 31. Dezember 1998

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"Koalitionsstreit um Reform des Polizeigesetzes / CDU will Plätze mit Videokameras überwachen
Die große Koalition unternimmt Anfang des Jahres erneut einen Anlauf, um das Allgemeine Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG) zu ändern. Ziel ist es, Straßen und Plätze sicherer und attraktiver zu machen. ... Die CDU schlägt vor, den Unterbringungsgewahrsam auf vier Tage auszudehnen. ... Zudem will die CDU gefährliche Plätze mit Videokameras überwachen, dauerhafte Aufenthaltsverbote statt kurzfristige Platzverweise verhängen und verdachtsunabhängige Kontrollen einführen. ... Die SPD wolle das dauerhafte Aufenthaltsverbot aber nur auf Drogenhändler anwenden, sagte SPD-Sicherheitsexpertin Heidemarie Fischer. Die Videoüberwachung und die Verlängerung des Unterbringungsgewahrsams lehne die SPD ab. Auch die verdachtsunabhängigen Kontrollen würden abgelehnt. Denkbar seien allenfalls 'lageabhängige Kontrollen'." BerlZtg 31.12.98 S. 18

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"Sieben Stunden Wartezeit wegen Computerausfalls / Zulassungsstelle lahmgelegt
Eine Störung der zentralen Computeranlage legte am Mittwoch in der Kfz-Zulassungsstelle an der Jüterboger Straße in Kreuzberg den Betrieb lahm." BerlZtg 31.12.98 S. 18

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"Steuergewerkschaft fordert Ende des Bankgeheimnisses
Für eine Aufhebung des Bankgeheimnisses und eine höhere Zahl von Steuerfahndern hat sich der Vorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft, Dieter Ondracek, ausgesprochen." SZ 31.12.98 S. 2

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"Für Videokameras auf dem Friedhof / Vorschlag der Polizei zum Schutz jüdischer Einrichtungen / SPD-Politiker: Mich beschleicht ein gespenstisches Gefühl
... Jetzt schlug die Polizei vor, die fünf jüdischen Friedhöfe in der Stadt mit Videokameras zu überwachen. Dies stieß jedoch auf Kritik unter anderem vom SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Klaus Böger. Ihn beschleiche dabei 'ein gespenstisches Gefühl', sagte er." SZ 31.12.98 S. 5

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"Flüchtlinge / BGS sucht neue Denunzianten / Nach Taxifahrern sollen nun auch Autoverleiher als Hilfssheriffs wirken
Bundesgrenzschutz (BGS) und die Landespolizei Sachsen sind im Begriff, nach den Taxifahrern im Grenzland zu Polen und Tschechien eine weitere Berufsgruppe zu Hilfssheriffs auf der Suche nach illegal eingereisten Flüchtlingen zu machen: die Verleiher von Autos und Kleinbussen. Sie werden auf einem Infoblatt aufgefordert, 'auf verdächtige Personen/Fahrzeuge und ungewöhnliche Verhaltensweisen Fremder in ihrem Arbeitsbereich' zu achten." ND 2.1.99

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"EU will in ganz Europa Telefonate abhören
Jeder EU-Staat soll nach EU-Plänen künftig Telefonate und Internet-Verkehr in jedem anderen EU-Staat abhören können. Strafverfolgungsbehörden, Geheimdienste und Zoll könnten dann Festnetz- und Mobiltelefone, Fax, Internet und Pager (sogenannte 'Pieper') abhören." MoPo 31.12.98 S. 1

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"Der große europäische Lauschangriff / Empörung in Deutschland über geheime EU-Abhörpläne von Telekommunikation und Internet
Die europäische Union plant die Überwachung des Telekommunikationsverkehrs sowie des Internet. Das geht aus geheimen EU-Unterlagen namens 'Enfopol 98' hervor. ... Die Abhörschnittstellen jedes EU-Mitgliedstaates sollen jedem anderen EU-Mitgliedstaat das Abhören über Fernzugriff ermöglichen. Die USA, Kanada, Australien und Neuseeland sollen auch an dem Netzwerk teilnehmen können. ... Vor allem die mobile satellitengestütze Telefonie, wie sie durch das im Herbst an den Start gegangene Unternehmen Iridium ermöglicht wird, ist den Sicherheitsbehörden ein Dorn im Auge. Sie ermöglicht Telefongespräche von jedem beliebigen Ort der Welt aus. Mit einem Zugriff auf die Daten des Telekommunikationsbetreibers können allerdings nicht nur Gespräche abgehört werden, der Handybesitzer läßt sich sogar orten. ... Abgeordnete, Bürgerrechtler und Datenschüzter laufen mittlerweile Sturm gegen die Überwachungspläne. ... Ute Bernhardt und Ingo Ruhmann, Vorstandsmitglieder des Forums InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung, kritiseren: 'Ausufernde Überwachungsvorschriften passen leider nur zu gut ins Bild von Polizeibehörden, die sich jeglicher Kontrolle entziehen möchten." Auch der schleswig-holsteinische Landesbeauftragte für den Datenschutz, Helmut Bäumler, vermißt die 'notwendige Sensibilität'. So fallen bei der Überwachung der Telekommunikation nicht nur Inhalte von Telefongesprächen an. Aus den Überwachungsdaten lasse sich auch ein 'detailliertes Persönlichkeitsbild' zusammenstellen." MoPo 31.12.98 S. 20

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